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"Neustadt an der Hart" - Frontstadt und Nachschubbasis

Paul Habermehl

Gut 200 Jahre Krieg 

Mehrfach wurde Neustadt im Dreißigjährigen Krieg belagert und eingenommen: durch Spanier 1621, Schweden 1631, Reichstruppen 1635 und die Franzosen 1639/1644. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688-1697 diente die Stadt als Rückzugsbasis und wurde nicht zerstört. Aus dieser Zeit stammt die Legende von der Rettung Neustadts durch Kunigunde  Kirchner. Während der Französischen Revolution kam es 1793/1794 zum sogenannten „Plünderungswinter“. 1801 folgte die Eingliederung in den französischen Staatsverband bis zur Niederlage Kaiser Napoleons 1814.

Zum Kuschen verdammt  

Am Übergang zur Neuzeit hatte sich der strategische Wert der Neustadter Stadtbefestigung minimiert. Die Entwicklung der Geschütztechnik machte ihre Verteidigung zu einem selbstmörderischen Unternehmen. Von den Anhöhen im Norden und Süden konnte jeder Verteidigungswille schnell gebrochen werden. Es gab daher auch nicht den Ausweg, Neustadt, etwa wie Landau, zu einer neuzeitlichen Festung auszubauen.

Noch einmal davongekommen 

Im 17. und 18. Jahrhundert gewann die Stadt mit der Errichtung fortifizierter Liniensysteme in ihrer Umgebung zunehmend die Funktion einer Nachschubbasis. Es zeigt sich, dass bei den Kampfhandlungen Neustadt nie völlig zerstört wurde, wenngleich sich auch die Bewohner auf wechselnde Besatzer einstellen mussten.

+++++ Das Ausstellungsexponat ist die Carteluhr von Elias Möllinger++++++++++

Schweizer und Mennoniten als landwirtschaftliche Pioniere in der Pfalz

Helmut Seebach

Nach Zeiten des Krieges, der Entvölkerung, der Verwüstung und der Not war die Pfalz stets auf Einwanderung angewiesen. Ja, sie war von absolutistischen Herrschern sogar durch eine staatlich geförderte Politik der Wiederbevölkerung bewußt gewollt! In den nach dem 30jährigen Krieg verwüsteten und menschenleeren Weinberg und Garten Deutschlands siedelten französische Hugenotten und Wallonen, Schweizer Calvinisten und Mennoniten, italienische Piemonteser und Tiroler.

Sie kamen nicht mit leeren Händen, sondern brachten uns viele Neuerungen mit bis dahin unbekannten Namen: Sie zogen den „Tabak“ in der „Kutsche“ (Frühbeet) heran, um dann die Blätter in „Bandeliere“ (Tabakschnüre) aufzufädeln. „Welschkorn“ (Mais), „Luzerne“ (Klee aus dem piemontesischen Lucernertal) und „Kartoffeln“ waren völlig neue Feldfrüchte und verweisen auf fremdländische Herkunft.

Die deutschsprachigen Einwanderer stammten aus dem Gebiet der Kantone Zürich, Basel und Bern. Sie gehörten der reformierten Lehre an oder waren Mennoniten. Ein Bauernaufstand in der Innerschweiz, ausgelöst vor allem durch einen hohen Steuerdruck, wurde 1653 blutig niedergeschlagen. Die Aufständischen stellten die erste Gruppe der Auswanderer, andere folgten ihnen nach. Sie waren meist Bauern, Knechte, Mägde und Tagelöhner, aber auch Hirten und Handwerker und kamen oft sippenweise. Eine eigene Gruppe unter den Schweizer Einwanderern stellten die rund 1.000 Mennoniten dar, die sich im Elsaß und in der Pfalz niederließen und Träger des landwirtschaftlichen Fortschritts waren. Sie führten die Alpwirtschaft in den Vogesen, eine geregelte Feld-Graswirtschaft in Pfalz und Elsass ein, sowie eine einheitliche Durchführung der Dreifelderwirtschaft, die kein Dauerbrachland kennt und sie leiteten den Übergang von der Weide- zur Stallhaltung zur Mistgewinnung ein.

Mennoniten erkannten, wie wichtig der Dünger für den Acker ist: Je mehr Futter – je mehr Vieh, je mehr Vieh – je mehr Dung, je mehr Dung – je größer der Ertrag der Äcker! So lautet ihre ökonomische Grundregel, die auf realen, praktischen Erfahrungen beruhte. Sie versorgten erstmals planmäßig die Felder mit Jauche und Stallmist. Das Jauchefass gilt als eine mennonitische Erfindung sein. Ferner führten sie Düngungsversuche mit Kalk, Gips, Pottasche und Abfallstoffen der gewerblichen Wirtschaft durch und untersuchten die Verträglichkeit einzelner Nutzpflanzen innerhalb der Fruchtfolge. Zudem bewässerten sie die Wiesen und bauten als erste Klee an. Ihre Höfe waren über Jahrhunderte hinweg Musterwirtschaften, deren Auswirkungen in der Pfalz noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachtet werden konnte.

In den Gemarkungen Pfeddersheim und Monsheim hatte 1744 der aus der Schweiz emigrierte Mennonit Möllinger 25 Hektar Land erworben. Darauf konnte er zunächst nur drei magere Kühe halten. Das änderte sich, als er den Anbau von Esparsette und Luzerne einführte und eine größere Brennerei errichtete. Dies brachte nicht nur Bargeld aus dem Verkauf von Alkohol, sondern vor allem Schlempe (nahrhafte Brennrückstände) für seine Kühe und Mastochsen. Letztere lieferte er bevorzugt an den fürstlichen Hof in Heidesheim. Möllingers Kühe gaben etwa 900 Liter Milch im Jahr. Seine Nachbarn mußten sich mit 600 bis 700 Liter begnügen. Eine Kuh wog damals nur halb so viel wie heute.

Es bedurfte überaus tüchtiger Menschen, um das verlorene Paradies in der Pfalz nach dem 30jährigen Krieg wieder erstehen zu lassen, wie zum Beispiel die Mennoniten. Gottesfürchtige und bibelgläubige Menschen, denen die Vorstellung vom Paradies vertraut ist, auch wenn sie aus der Schweiz vertrieben wurden. Nach ihrer religiösen Überzeugung müssen sie mit ihrer Hände Arbeit ihren Garten Eden selbst erschaffen.

Die Pfalz war für die Mennoniten aus der Schweiz vielfach nur Transit. Ihre Wanderstationen in der alten Welt und dann weiterführend in der neuen Welt können an der Verbreitung eines „ jungen Gemüses“ nachvollzogen werden: der Kartoffel.

Kunigunde Kirchner - Neustadts legendäre Retterin

Gerhard Hofmann

Kunigunde Kirchner, die Retterin von Neustadt, - kaum eine Geschichte hat die Phantasie der Menschen in unserer Stadt mehr angeregt und gab den Heimatforschern und Historikern mehr Rätsel auf, als die Legende um die heldenhafte Neustadter Jungfrau. Deren Liaison mit dem in französischen Diensten stehenden Kriegskommissar Johann Peter de Werth soll Neustadt vor der Zerstörung im sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 -1697) bewahrt haben.

Zu erstaunlich schien es, dass Neustadt, im Gegensatz zu den Nachbarstädten, vergleichsweise glimpflich davonkam und nicht niedergebrannt wurde. Der französische Kriegsminister Louvois hatte den Befehl ausgegeben „Brûlez le Palatinat!“. Der berüchtigte Offizier Ezéchiel de Mélac wurde auf zeitgenössischen Kupferdrucken mit Brandfackeln in den Händen dargestellt, weil er den Befehl grausam und rücksichtslos ausführte. Heute findet sich in der historischen Altstadt von Neustadt an der Weinstraße der älteste und größte Bestand an Fachwerkhäusern in der Pfalz. Dies verdankt die Stadt der Tatsache, dass sie vom Befehl zur vollständigen Zerstörung offensichtlich ausgenommen war. Die Verschonung Neustadts erklärt sich durch die französische Militärstrategie. Für den Fall eines notwendigen Rückzugs wollten die Franzosen über einen befestigten Stützpunkt am Haardtrand verfügen.

Auch wenn es sich bei der Rettung Neustadts durch Kunigunde Kirchner nur um eine schöne Legende handelt, Kunigunde hat tatsächlich gelebt. Geboren wurde sie 1671 in Heidelberg als Tochter des Archivars und Hofgerichtsrats Theobald Paul Kirchner und seiner Frau Katharina. Nachdem Theobald Paul Kirchner früh verstorben war, lebten Kunigunde und ihre Mutter in Neustadt.

Die Pfalz sah sich zu der Zeit einer Bedrohung durch den mächtigen französischen Nachbarn ausgesetzt. Kurfürst Karl I. Ludwig hatte gehofft, die Vermählung seiner Tochter Elisabeth Charlotte mit dem Bruder Ludwig XIV. würde die französischen Begehrlichkeiten abmildern. Nach dem Tod Karl Ludwigs und dessen Nachfolger Karl II. von der Pfalz erhob Ludwig XIV. aber im Namen seiner Schwägerin Ansprüche auf das pfälzische Erbe. Französische Truppen fielen 1688 in das linksrheinische Gebiet ein.

Beim Beginn des Krieges begleitete der ehemalige Landauer Stadtschultheiß Johann Peter de Werth als Kriegskommissar der französischen Armee den Generalmajor d´Huxelles nach Neustadt. In dieser Zeit soll die erste Begegnung des Kriegskommissars mit der jungen Neustadter Bürgerstochter Kunigunde stattgefunden haben. Die Liebesbande zwischen Kunigunde und Johann Peter de Werth retteten Neustadt der Legende nach vor der Zerstörung. Geschichtsschreiber und Heimatforscher schmückten die Erzählung variantenreich aus.

Kunigunde Kirchner und Johann Peter de Werth waren aber tatsächlich ein Paar. Geheiratet hatten sie allerdings erst im Jahr 1704 im pfälzischen Albersweiler, einige Jahre nach dem Ende des Krieges. 1706 trat Johann Peter de Werth in den Dienst des Landgrafen Friedrich II. von Hessen Homburg ein. In Homburg bekam das Paar zwei Kinder. 1706 kam der Sohn Joseph auf die Welt. Die 1707 geborene Tochter Friderica Sophia überlebte nur wenige Monate. De Werth starb in Homburg am 13. Januar 1708. Noch im September 1708 heiratete Kunigunde den Hofmeister Antonius Claudius de La Vallée. Sie verstarb wenige Monate nach der zweiten Eheschließung am 16. Februar 1709 und wurde in der lutherischen Kirche in Homburg beigesetzt.

Fachwerkbau in Neustadt

Stefan Ulrich

Die Stadt Neustadt ist in der besonderen Lage über einen Bestand an Fachwerkhäusern zu verfügen, der – trotz massiver Eingriffe im Rahmen der Altstadtsanierung in den frühen 1970er Jahren – teilweise als landesweit einzigartig einzustufen ist. Dabei geht es nicht um die Anzahl der Häuser, sondern um deren Außergewöhnlichkeit. Denn mit 10 Fachwerkhäusern, die zumindest im Kern ins 14. Jahrhundert zurückgehen, kann keine Stadt konkurrieren. Dazu kommen noch mehr Vertreter des 15. Jahrhunderts. Nur hier lässt sich daher die Entwicklung des hiesigen Fachwerkbaus wie unter einer Lupe nachvollziehen.

Das älteste teilweise erhaltene Haus (Hauptstraße 51, rechter Hausteil) stammt von 1337. Kennzeichnend für diese frühen Bauten sind die meist hohen Erdgeschosse aus Stein oder Holz, die bis etwa 4 m hoch waren. Hier gab es vor allem Werkstätten oder Lagerräume, gewohnt wurde im 1. Obergeschoss. Bei Häusern mit zwei Obergeschossen können wir oft Lagerflächen im 2. Obergeschoss vermuten. Die Dächer waren in der Pfalz als reine Sparrendächer abgezimmert. Neben schmalen Häusern wie Hauptstraße 51 gab es aber auch bedeutend größere Vertreter, wie das Haus Hintergasse 12 von 1376 beweist (heute verputzt).

Während diese frühen Häuser aus sehr langen Hölzern gebaut wurden, die teilweise bis dicht unter den Dachfirst reichten und „in einem Stück“ errichtet waren (sogenannte Firstgerüste), wurden ab dem mittleren 15. Jahrhundert die Häuser anders konstruiert. Jetzt wurden die Stockwerke einzeln errichtet und sozusagen wie Kartons aufeinandergestapelt. Weil sie somit bis zur Traufe reichten und auch das Dach ein eigener „Karton“ war, nennt man sie Traufgerüste.

Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Haus Hintergasse 19 von 1452. Es veranschaulicht sehr gut, wie man sich das Stadtbild seinerzeit vorstellen muss. In der damals Lauergasse genannten Straße, die ihren Namen nach dem Gewerbe der Gerber oder Lauer trug, floss ein offener Kanal unmittelbar vor dem Haus vorbei. Daher besitzt es zwei auffällige Besonderheiten: Zum einen Hochkeller aus Stein – Holz wäre beim Kontakt mit dem sehr feuchten Boden gleich verrottet. Zum Zweiten zeigt eine ehemalige Türöffnung in der Straßenfassade(!) im 1. Obergeschoss an der Ecke, dass sich hier ein Aborterker befunden haben muss. So konnten die Hausbewohner ihre Notdurft verrichten und die wurde vom Wasser des Kanals gleich weggespült.

Im mittleren 16. Jahrhundert setzt schlagartig ein ganz neues Fassadenbild ein: Die Konstruktionshölzer werden regelmäßig geschmückt, es kommen sogar reine Zierhölzer zur Verwendung. Zusätzlich werden die Häuser farbig gestrichen. Rot ist hier der Favorit und bleibt es über viele Jahrhunderte hinweg. Um 1600 kommt noch gelb zur Farbpalette hinzu, blaugrau ist vor allem im 17. und 18. Jahrhundert die Modefarbe schlechthin. In Neustadt sind einzelne Häuser wieder so gestrichen, wie sie früher aussahen (zum Beispiel Rathausstraße 6, Rathausstraße 48, Marktplatz 11).

Zu den aufwendigsten Fassaden gehört zweifellos die Fassade zur Kirche des Hauses Marktplatz 4, das auch als „Scheffelhaus“ bekannt ist. Hier lässt sich das Formenschatz des Zierrates wie in einem Musterbuch studieren.

Etwa ab 1700 verschwindet das Fachwerk unter Putz oder man baut gleich aus Stein. Diese Entwicklung führt zur vielleicht größten Veränderung im Bild unserer Städte.

Die Uhrmacherdynastie Möllinger

Annette Mayer-Jonzek

Die Geschichte führt in Neustadts malerische Altstadt, in die Hintergasse 26. In diesem bis heute erhaltenen barocken Anwesen befand sich ab 1727 die Werkstatt des Uhrmachers Johann Jacob Möllinger. Die hier entstandenen Uhren erfreuten sich bald großer Beliebtheit und gelangten sogar bis nach Amerika.

Johann Jacob Möllinger wurde als ältester Sohn von Vincenz Möllinger (1668-1748) und seiner Ehefrau Veronika (1674-1753) am 4. Dezember 1695 in Düren bei Sinsheim geboren und hatte drei Brüder und drei Schwestern. Auch sein Bruder Joseph, geboren am 7. November 1715 in Eppstein, arbeitete zeitweise in Neustadt als Uhrmacher, später war er Hofuhrmacher, Mechaniker, Klavierbauer und Münzmeister des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken.

Das Uhrmacherhandwerk erlernte Johann Jacob in Frankenthal. Er ließ sich 1721 nach Heirat mit Margaretha Würtz in der Mennonitengemeinde auf dem Branchweilerhof in Neustadt nieder. 1727 erwarb er besagtes Anwesen in der Hintergasse. Trotz der damals üblichen Restriktionen für Mennoniten erhielt er eine Sondergenehmigung zur Ausübung seines Handwerks.

Johann Jacob war zweimal verheiratet. Aus diesen Ehen gingen acht Söhne und eine Tochter hervor – sechs der Söhne erlernten ebenfalls das Uhrmacherhandwerk. Johann Jacob starb am 17. Januar 1763, seine zweite Frau führte das Geschäft bis 1787 weiter und übergab es dann ihrem Sohn Elias. Zwischen 1763 und 1787 signierte Elisabeth die Uhren mit „Jacob Möllinger Wittib“ ("Witwe").

In seiner Neustadter Werkstatt beschäftigte Möllinger bis zu zehn Gesellen. Er bildete mehrere bedeutende Uhrmacher aus, darunter Friedrich-Carl Möllinger, der später Stadtuhrmacher in Frankfurt wurde.

Aus Möllingers Werkstatt stammen mehrere Turmuhren, darunter die des Altpörtels in Speyer, der Dreifaltigkeitskirche in Worms, der Georgskirche in Wachenheim und die des Schwetzinger Schlosses, letztere im Jahre 1763. Außerdem war Möllinger Hofuhrmacher des Kurfürsten Carl Theodor. Eine von ihm gefertigte Bodenstanduhr mit Glockenspielwerk zählte zum Besitz des Kurfürsten und befindet sich heute im Mannheimer Schloss.

Der drittgeborene Sohn, Johannes (1739-1815), arbeitete als Hofuhrmacher im Dienste des Grafen von Wartenberg in Fischbach bei Hochspeyer. Davor betrieb er eine Uhrenhandlung in der Metzgergasse in Neustadt.

Der jüngste Sohn Elias (1754-1799) übernahm die Werkstatt seines Vaters von dessen Witwe. Während der Revolutionskriege zwangen ihn französische Truppen, die Turmuhr der Neustadter Stiftskirche, die einst sein Vater gefertigt hatte, abzubauen.

Christian (1754-1826), der Zwillingsbruder von Elias, war Oberhofuhrmacher des preußischen Königs und gründete 1780 in Berlin eine eigene Uhrenmanufaktur, in der er allerlei Arten von Uhren herstellte. Besonders nennenswert ist seine Akademie-Uhr von 1787. Heinrich Heine fand in seinen Berliner Briefen diese Uhr an der Akademie der Wissenschaften erwähnenswert, denn es war die einzige genau gehende Uhr von ganz Berlin.

Die Turmuhr der Neustadter Stiftskirche

Axel Rehe

Eine Zahlungsforderung Jakob Möllingers für den Zeitraum von 1727 bis 1733 an die Stadt Neustadt belegt, dass dieser schon ab dem im Jahr 1727 erfolgten Zuzug nach Neustadt das Aufziehen und die Unterhaltung der vorhandenen Neustadter Kirchturmuhr besorgte.

Aufgrund der häufig anfallenden Überprüfungen mit den entsprechenden Reparaturen gab es Überlegungen der Stadt für die Fertigung eines völlig neuen Uhrwerks.

Im Jahre 1747 unterbreitete Jakob Möllinger dem Stadtrat von Neustadt seine Vorstellungen von einer neuen Turmuhr für die Stiftskirche.

Das neue kunstvolle Uhrwerk wurde im Jahre 1748 im Südturm der Stiftskirche installiert, mit Uhrschlagverbindungen zu zwei Glocken und Vorrichtungen für die Bewegung der Zeiger an den Zifferblättern nach drei Himmelsrichtungen.

Jakob Möllinger war bis zu seinem Ableben im Jahre 1763 verantwortlich für das Aufziehen und die Wartung seiner Turmuhr in der Neustadter Stiftskirche.

Witwe Elisabeth und Sohn Elias

Als Jakob Möllinger nach einem arbeits- und erfolgreichen Leben im 17. Januar 1763 in Neustadt starb, besorgte dessen Witwe zunächst das Aufziehen und die Wartung der Stiftskirchenuhr weiter. Der Betrieb in der Hintergasse wurde von ihr ebenfalls weitergeführt.  Mit der Hilfe der gut eingearbeiteten Gesellen entstanden weiterhin Standuhren, welche die Aufschrift "Jakob Möllinger Wittib Neustadt" trugen. Im Jahr 1785 übergab sie Haus und Werkstatt an ihren jüngsten Sohn Elias. Sie starb am 11. September 1790 in Neustadt. Elias fertigte weiterhin Standuhren.

In den letzten Jahren seines Lebens hatte Elias Möllinger unter den Folgen der französischen Revolution zu leiden. Das Geschäft mit den Standuhren ebbte ab. Als die im Jahr 1794 nach Neustadt vorgedrungenen französischen Revolutionstruppen die Glocken und alles Eisenwerk von der Stiftskirche herunterholten, zwangen sie ihn, mit Hand anzulegen bei der Demontage der berühmten Stiftskirchenturmuhr seines Vaters. In ärmlichen Verhältnissen verstarb Elias Möllinger im Jahr 1799 in Neustadt. Seine Witwe Susanne geb. Berchthodt, (eine Schwester des Ehemanns der Jakob Möllinger-Tochter Judith) führte das Uhrengeschäft noch bis 1805, verkaufte es dann an ihren Bruder Friedrich Berchthold.

Autor: Stadtarchiv