Neustadter Goldgulden ©Hochschule KL, Lukas Speyer M.A., Assistenz VD
Neustadter Goldgulden
Goldmünzen, Prägeort Neustadt, 1427
Die Gulden wurden unter Pfalzgraf Ludwig III. im Jahr 1427 in Neustadt geprägt. Auf der Vorderseite ist – im Gegensatz zu früheren Gulden, die das Bildnis Johannes des Täufers zeigen – erstmals der pfälzische Kurfürst Ludwig III. dargestellt. Die Neustadter Münzprägestätte befand sich vermutlich in der Nähe des Kriegerdenkmals. An der Adler-Apotheke befindet sich eine Erinnerungsplakette mit der Darstellung dieser Gulden. Die Umschrift der Vorderseite lautet: „Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern“.
Goldgulden - Neustadter Währung?
Matthias Gies
Vor der Wende zum 1. Jahrtausend – etwa zur Zeit Karls des Großen – lag das Recht, Münzen prägen zu lassen, noch überwiegend beim Kaiser. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurden zunehmend Münzrechte an weltliche und geistliche Fürsten sowie an Städte verliehen, was zu einer unübersichtlichen Vielfalt der im Umlauf befindlichen Münztypen führte.
Im Fall von Neustadt dürfte das Recht, Münzen zu prägen, welches in der Urkunde über die Verleihung der Stadtrechte von 1275 nicht ausdrücklich erwähnt wird, beim Kurfürsten gelegen haben. Diese Münzrechte wurden auch in der ersten „Verfassung“ des damaligen „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“, der Goldenen Bulle von 1356, durch Kaiser Karl IV. für die sieben Kurfürsten, die das Recht besaßen, den Kaiser zu wählen (zu „küren“), bestätigt.
Im sogenannten „Rheinischen Münzverein“ (um 1385) einigten sich vier die Kurfürsten – die Bischöfe von Trier, Köln und Mainz sowie der Kurfürst von der Pfalz darauf, einheitliche Goldgulden zu prägen. Sie versuchten dadurch, die immer unübersichtlicher werdende Münzvielfalt in ihren Hoheitsgebieten zu vereinheitlichen. Vorbild war der etablierte Florentiner „Fiorino d 'oro“ (Florin, d.h. „goldenes Blümlein“):
Solche Gulden wurden erstmals im Jahr 1252 in Florenz geprägt. Sie verbreiteten sich schnell in Europa, nach der Wiedereinführung von Goldmünzen im 13. Jahrhundert, und wurden in vielen Gebieten nachgeahmt, insbesondere in Mittel- und Osteuropa.
Gulden-Prägung aus Heidelberg unter Kurfürst Ruprecht I. aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Man kann das Bemühen erkennen, dem Vorbild auf beiden Seiten der Münze sehr nahe zu kommen.
Auch in Neustadt wurden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts solche Gulden geprägt, wobei auf der Vorderseite das Bildnis von Johannes dem Täufer beibehalten wurde, während auf der Rückseite bereits das landesherrliche Wappen mit "dem pfälzischen Löwen und den bayrischen Rauten" dargestellt wurde.
Aufgrund seiner europaweiten Verbreitung könnte man diesen Münztyp, zu dem auch die in Neustadt geprägten Gulden gehörten, als Vorläufer unseres heutigen EURO betrachten.
Guldenprägungen aus Neustadt sind in der numismatischen Literatur bisher für drei Perioden belegt: von 1383 bis 1384 unter Kurfürst Ruprecht I., von1392 bis 1393 unter Kurfürst Ruprecht II. und aus dem Jahr 1427 unter Kurfürst Ludwig III.
Der Feingehalt der Gulden sollte 23 Karat betragen, wobei ein Gulden etwa 3,54 g wog. Durch eine allmähliche Verringerung des Feingehalts bis auf 19 Karat verlor der Gulden innerhalb von rund 150 Jahren etwa ein Viertel seines Wertes.
Die Masse der in Neustadt geprägten Münzen, die auch von der Bevölkerung im täglichen Gebrauch verwendet wurden, dürften jedoch Silberpfennige gewesen sein.
Fachleute vermuten, dass die Neustadter Pfennige durch 3 Kugeln über dem Schild, bzw. durch ein „N“ erkennbar sind. Die Kaufkraft eines Pfennigs betrug um das Jahr 1400 etwa sieben Eiern, wobei der Tageslohn eines Arbeiters ungefähr acht Pfennige betrug.
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