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Die Oberamtsstadt "Nuwenstat"

Johannes Weingart

Verwaltungszentrum in der Kurpfalz

Die Oberamtsstadt Neustadt war als höherer Verwaltungssitz für etwa 20 Orte der Kurpfalz zuständig. Der Viztum vertrat als oberster landesherrlicher Beamter die Interessen des Pfalzgrafen in seiner Oberamtsstadt. Ihm zur Seite stand der Landschreiber, der vorrangig für Finanzen und Steuern zuständig war. Dem Keller oblag die Verwaltung der pfalzgräflichen Naturaleinkünfte.

Das "Rote Buch" der Stadt Neustadt

In dem kurz vor 1400 angelegten „Roten Buch“ sind rechtliche Regelungen für die Oberamtsstadt niedergeschrieben, etwa Vorgaben für die städtische Verwaltung. Aufgaben des Stadtrats werden benannt. Die zwölf Mitglieder des Rats waren auch als Oberhof tätig. Sie sprachen Recht für anfragende Schöffengerichte, vor allem aus Orten des Oberamts. Die Rechtsprechung erfolgte nach Neustadter Stadtrecht. Handwerksordnungen regelten die Arbeit vor allem der Bäcker und Metzger.

Handel und Wandel in der "Nuwenstat"

Die Stadt hatte seit 1345 Marktrecht. Neben dem Wochenmarkt fand ein vierzehntägiger Jahrmarkt um das Fest Johannes des Täufers (24. Juni) statt. Im Erdgeschoss des Rathauses war das städtische Kaufhaus untergebracht. Zeitweise wurden in Neustadt Münzen geprägt. Einblicke in das pralle Leben der städtischen Gesellschaft gewähren die Stadtrechnungen, die im Jahr 1383 einsetzen; sie sind die ältesten in der Pfalz überlieferten.

Die Stiftskirche – Grablege der Wittelsbacher

In der Stiftskirche fanden seit 1353 fünf Mitglieder der kurfürstlichen Familie ihre letzte Ruhestätte, darunter der 1390 verstorbene Kurfürst Ruprecht I., der Gründer der Heidelberger Universität. Eine bedeutende Quelle für die Geschichte der spätmittelalterlichen Oberamtsstadt ist das 1382 am Liebfrauenstift angelegte Seelbuch.

> Das Ausstellungsexponat sind die Neustadter Goldgulden.

Rotes Buch

Johannes Weingart

Das im Archiv der Stadt Neustadt aufbewahrte Rote Buch wurde am Ende des 14. Jahrhunderts angelegt. Es enthält Abschriften von Urkunden, die für die Rechtsverhältnisse und die Verwaltung der Stadt bedeutsam waren.

So findet sich im Roten Buch der Text der Urkunde, mit der Rudolf I. von Habsburg im Jahr 1275 Neustadt die Stadtrechte verlieh. Diese Rechte mussten bei Herrscherwechseln immer wieder bekräftigt werden. Insgesamt elf solcher Bestätigungen durch Kaiser, Könige und Pfalzgrafen wurden in das Rote Buch aufgenommen.

Am Anfang des Buchs sind die 93 Artikel des städtischen Rechts, das innerhalb der Stadtmauern galt, aufgezeichnet. Dieses besondere Stadtrecht enthält Regelungen für das Zusammenleben der Menschen in der Stadt und für die Verwaltung des Gemeinwesens. So sind etwa die Zuständigkeiten des Rats der Stadt beschrieben, der zentralen Institution innerhalb des städtischen Verfassungsaufbaus.

In Neustadt hatte der Rat auch die Funktion eines Oberhofs. Dies war so etwas wie eine Rechtsbelehrungs- und Rechtsauskunftsstelle zur Unterstützung anderer Gerichte. In einer Urkunde vom 8. Dezember 1408 ist die Zuständigkeit des Oberhofs festgelegt. Sie bestand für die pfalzgräflichen Städte und Dörfer "hie dissijt des Rins", also auf der linken Rheinseite.

Handwerksordnungen betrafen vor allem die Bäcker und Metzger. In diesen für die Versorgung der Bevölkerung überaus bedeutsamen Lebensmittelhandwerken sah die Obrigkeit hohen Regelungsbedarf. Die Bäcker hatten dafür zu sorgen, dass ihr Brot nicht verwässert, sondern „recht gearbeitet“ und gebacken sowie korrekt in Größe und Feinheit war. Bei den Metzgern ging es vor allem darum, Gefahren für die Gesundheit der Bürger, etwa durch verdorbenes Fleisch, abzuwenden.

Zwei Urkunden im Roten Buch betreffen gemeinnützige Stiftungen, die sich um bedürftige Menschen kümmern sollten. Das Fronfastenalmosen zur Speisung Bedürftiger hatte Pfalzgraf Ruprecht I. im Jahr 1382 gestiftet. Auch das Saltzkern-Almosen, im Jahr 1412 von Ulrich Saltzkern von Alzey und seiner Ehefrau Else von Köngernheim errichtet, sorgte sich um die Armen. Täglich erhielten 13 bedürftige Neustadter ein Brot, eine halbe Maß (etwa ein Liter) Wein und zwei Eier oder statt der Eier nach Gebühr Speck und Butter.

In Neustadt hatte sich eine Beginenansiedlung gebildet. Die Zahl der frommen Frauen, die in dieser Gemeinschaft lebten, war auf zwölf begrenzt. Die Schwestern sollten in Armut demütig und friedvoll leben. Sie machten sich etwa in der häuslichen Krankenpflege nützlich. Das Zusammenleben der Beginen und ihre Tätigkeiten wurden am 13. März 1388 geregelt. Die entsprechende Urkunde ist im Roten Buch niedergeschrieben.


Städtisches Leben

Johannes Weingart

Handel prägt seit alters her das städtische Leben. Das spätmittelalterliche Neustadt hatte, so wie heute, seinen Wochenmarkt, kannte aber auch einen Jahrmarkt. Der Wochenmarkt diente dem Nahhandel. Dagegen übernahm der Jahrmarkt Fernhandelsfunktion. Hier wurde in erster Linie mit Stoffen, Schmuck oder Luxusgütern gehandelt.

Neustadt hatte früh Marktrecht. Bereits mit Urkunde vom 15. September 1349 hat Kaiser Karl IV. den Jahrmarkt in Neustadt unter seinen Schutz gestellt. Gut ein halbes Jahrhundert später gewährte König Ruprecht der Stadt das Recht, einen vierzehntägigen Jahrmarkt abzuhalten. Er sollte acht Tage vor dem Fest Johannes des Täufers (24. Juni) beginnen und bis zum achten Tag nach diesem Fest andauern.

Für die öffentlichen Märkte galt zum Schutz von Handel und Wandel am Markt das Marktfriedensrecht. Als Zeichen für den Marktfrieden wurde für die Dauer eines Jahrmarkts ein Kreuz errichtet. So auch in Neustadt, wie sich aus den Stadtrechnungen ersehen lässt.

Zum Charakter der Oberamtsstadt passte das städtische Kaufhaus. Diese zur Lagerung und zum Verkauf von Waren bestimmte Einrichtung stand in mittelalterlichen Städten häufig in Verbindung mit dem Rathaus. Pfalzgraf Ludwig III. erlaubte am 13. März 1424 der Stadt, unter dem Rathaus ein städtisches Kaufhaus ("gemeyne kauffhus") zu unterhalten. Es war wohl im Erdgeschoss des Rathauses untergebracht.

In Neustadt ist eine Münzstätte schon seit Beginn des 14. Jahrhunderts bekannt. Am 27. März 1383 verlieh Ruprecht I. seinem Münzmeister in Neustadt das Recht, Silberpfennige zu schlagen. Als Prägestätte für Goldmünzen ist Neustadt von 1383 bis 1428 nachgewiesen. Heidelberg und Neustadt besorgten ursprünglich mit der Ausprägung von Pfennigen die Deckung des regionalen Kleingeldbedarfs.

Die Stadtrechnungen, die ältesten in der Pfalz erhaltenen, gewähren Einblicke in das Leben Neustadts im Spätmittelalter. Die städtischen Amtsträger waren zu entlohnen, Baulichkeiten – insbesondere die Verteidigungsanlagen – mussten errichtet und instandgehalten werden. Brunnen wurden gebaut, immer wieder wurden Straßen und Gassen gepflastert. Bürger der Stadt, die zum Nutzen der Allgemeinheit Zuchtstiere hielten, wurden für ihren Aufwand entschädigt. Die Eichelmast, bei der die in der Stadt gehaltenen Schweine zur Weide in den Wald getrieben wurden, hatte die Stadt zu organisieren.

Und ein Thema, das für Neustadt schon immer von großer Bedeutung war, findet sich durchgehend in den Stadtrechnungen: der Wein. Der Rebensaft war Gegenstand der Besteuerung, wurde bei festlichen Anlässen kredenzt oder hochrangigen Gästen der Stadt bei feierlichen Empfängen überreicht. Aber auch Bürger, die in städtischen Diensten standen, wurden damit bedacht. So wurde stets zur Fastnacht und am Johannistag (24. Juni) den Türmern Wein auf den Turm gereicht.

Oberamtsstadt und Landesherrschaft

Johannes Weingart

Oberster Beamter des Pfalzgrafen in der Oberamtsstadt Neustadt war der Viztum. Aus seinen Aufgaben hatte sich die Finanzverwaltung zu einem eigenen Organ entwickelt, an dessen Spitze der Landschreiber stand. Er war Einnehmer der landesherrlichen Abgaben der Orte seines Zuständigkeitsbereichs. Außerdem erledigte er alle in seinem Bezirk anfallenden Ausgaben des Heidelberger Hofs. Seit etwa 1500 entstand in der Neustadter Oberamtsverwaltung das Amt des Kellers, der die Naturalabgaben und die Einkünfte aus den kurfürstlichen Domänen zu verwalten hatte.

Die Oberamtsstadt unterhielt besondere Beziehungen zu den landesherrlichen Beamten wie auch zum Landesherrn. Durch Einladungen und Geschenke wurde die Verbindung zwischen ihnen gepflegt.

Der Viztum ließ dem Rat der Stadt am Karfreitag, sicherlich bestimmt für Ostern, und zu Pfingsten Wildbret zukommen. Er wurde von der Stadt immer wieder verköstigt. Dann wiederum gab es beim Viztum ein gemeinsames Essen mit dem Rat der Stadt. Der Viztum, seine Frau und sein Bruder wurden von der Stadt mit Weingeschenken bedacht. In der Stadtrechnung von 1492/93 sind Ausgaben verbucht für ein Weingeschenk an den Viztum zur Geburt seines Kinds.

Bei Besuchen in der Stadt wurde der Pfalzgraf standesgemäß bewirtet. Anlässlich des Besuchs von Ludwig III. um den Martinstag des Jahrs 1424 in Neustadt wurden in der Stadtrechnung zwei Ohm (etwa 300 Liter) und zwei Viertel (etwa 18 Liter) Wein abgerechnet. An den Heidelberger Hof wurden immer wieder Mandeln, Äpfel und Birnen als Geschenke geliefert.

Nach dem Tod des Kurfürsten Friedrich I. am 12. Dezember 1476 übernahm dessen Neffe Philipp der Aufrichtige die Regierung in Heidelberg. Dies war für die Stadt Anlass zu einem besonderen Geschenk für den Kurfürsten und seine Ehefrau. Für einen Becher, den "man unßerm gnedigen herren geschincket hat", wurden 38 Gulden ausgegeben. Teurer noch war der Becher für die Kurfürstin. Nach der Stadtrechnung von 1476/77 musste die Stadt insgesamt 65 Gulden dafür aufwenden.

Als Kurfürst Ludwig V. im Iggelheimer Wald jagte, schickte die Stadt ihm fünf Ohm und zwei Viertel vom roten Gänsfüßer Wein. Dazu gab es einen gemästeten Stier.  Dafür ließ der Landesherr dem Rat der Stadt Neustadt schon einmal Wildbret zukommen. Verzehrt wurde das Fleisch bei einem abendlichen Mahl, bei dem Rat und Viertelmeister einschließlich Ehefrauen zusammen mit dem neuen Landschreiber Hiltprant und dessen Ehefrau gefeiert haben.

Liebfrauenstift

Johannes Weingart

Gegründet wurde das Liebfrauenstift am 12. August 1356 durch Pfalzgraf Ruprecht I., der damit einem Wunsch seines verstorbenen Bruders Rudolf II. nachkam. Ein Grund für die Errichtung des Kollegiatstifts war seine Bestimmung als Grablege der Wittelsbacher. Es fanden dann fünf Mitglieder der kurfürstlichen Familie hier ihre letzte Ruhestätte. Dazu gehörte Ruprecht I., der Gründer der Heidelberger Universität.

Zwölf Stiftsherren bildeten das Stiftskapitel, das von einem Dekan geleitet wurde. Als Weltgeistliche lebten sie nicht in einem geschlossenen Stiftsbezirk, sondern in ihren eigenen Stiftshäusern in der Stadt. In der Stiftskirche kamen die Stiftsherren regelmäßig zum Gebet und zur Feier der Liturgie zusammen. Stiftsvikare wirkten als Vertreter der Kanoniker. Der Vikar des Kreuzaltars war zudem als Stadtpfarrer mit der Pfarrseelsorge in der Stadt betraut.

Nach der Gründung des Liebfrauenstifts wurde mit dem Neubau der an seiner Stelle bestehenden alten Kirche begonnen. Die gotische Pfarr- und Stiftskirche entstand zwischen den 1360er und 1480er Jahren. Sie gilt als das bedeutendste gotische Bauwerk in der Vorderpfalz. Der Bau prägt mit seiner zentralen Lage am Marktplatz und den beiden Türmen das Stadtbild. In der Simultankirche sind seit 1707 das der evangelischen Gemeinde zugesprochene Langhaus und der von der katholischen Gemeinde genutzte Chor durch eine Mauer getrennt.

Kurfürst Ruprecht I. hatte dem Liebfrauenstift in den Jahren 1379 und 1383 einen bedeutenden Reliquienschatz geschenkt. In der Schenkungsurkunde vom 2. Februar 1383 sind die übereigneten Reliquien aufgeführt. Darunter befand sich etwa ein Barthaar Jesu Christi, ein Stück des Schleiers der Mutter Gottes und ein Teil des Arms des heiligen Märtyrers Sebastian. Die Reliquien waren an einem sicheren Ort des Stifts eingeschlossen. Von den sechs Schlüsseln hatten die Kleriker drei. Die anderen drei besaßen der Schultheiß und die beiden Bürgermeister.

Am 28. Juni 1382 legte der Kanoniker Johannes Metzger („Carnificis“) das Seelbuch des Liebfrauenstifts an. In diesem Buch wurden Einkünfte erfasst, die dem Stift in Form von Geld oder Naturalien zustanden. Sie gingen zurück auf Stiftungen für das liturgische Gedenken Verstorbener. In diesen Stiftungen sind neben den Namen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen häufig auch Angaben zu Grundstücken, etwa deren Lage und Angrenzer, festgehalten. Durch diese Vielzahl von Informationen ist das Seelbuch, in dem letztmals im Jahr 1583 ein Eintrag – die Ablösung einer Stiftung – erfolgte, eine sehr ergiebige Quelle für die Geschichte der Stadt vor allem im 14. und 15. Jahrhundert.

Blanca – erste Gemahlin Kurfürst Ludwigs III.

Lenelotte Möller

In der Stiftskirche zu Neustadt befindet sich die Grabplatte Blancas, Tochter König Heinrichs IV. von England, Gemahlin Kurfürst Ludwigs III. (1378–1436), die auch an der Decke im Chor der Stiftskirche mit Ludwig III. abgebildet ist, der die Gemälde gestiftet hat.

Blanca wurde 1392 auf Burg Peterborough geboren, ihre Eltern waren Heinrich IV., Sohn des John of Gaunt und der Blanche of Lancaster, und Mary de Bohun, Tochter von Humphrey de Bohun Earl of Hereford und Joan Fitzalan.

Aufschlussreich ist Blancas Biographie von der britischen Historikerin Mary Ann Everett Green (1818–1895), die insbesondere ihre Jugend in England beleuchtet. Blanca, englisch Blanche, hatte vier ältere Brüder, darunter König Heinrich V. von England, und eine jüngere Schwester Philippa. Am elterlichen Hof hatte ihre Mutter Mary einen Ort der Kunst und Kultur geschaffen, wie die Rechnungen über Minnesänger, Musikinstrumente und Schreibutensilien zeigen. Doch Mary starb 1394 mit nur 24 Jahren, und die Töchter wurden an wechselnden Orten aufgezogen. Als Vater Heinrich IV. 1399 König wurde, wurden sie Prinzessinnen und übernahmen repräsentative Pflichten, Blanca z.B. 1400 die Schirmherrschaft über ein Turnier, bei dem auch Kaiser Michael Palaiologos von Byzanz anwesend war.

Heinrich IV. von England (König 1399–1413) und der Wittelsbacher Ruprecht I. (dt. König 1400–1410) waren beide durch ihre Machtübernahme umstritten. Für sie war die Ehe ihrer Kinder Blanca und Ludwig III. eine Verbindung zu einem regierenden Haus, die ihre Macht festigte. Kommissare beider Seiten unterhandelten die Ehebedingungen, die eine reiche Mitgift Blancas umfassten, was Heinrichs IV. Kasse schwer belastete. Der Vertrag über die Heirat wurde am 9. Januar 1401 unterzeichnet. Die Eheschließung sollte an Ostern 1402 stattfinden. Dazu reiste Blanca nach Köln, wo Ludwig III. sie empfing.

Die Eheleute, die sich dort bei der Heirat erstmals sahen, fuhren nach Heidelberg, von wo Briefe Ruprechts I. und Ludwigs III. an Heinrich IV. die einhellige Begeisterung über Blanca bezeugten, deren Bescheidenheit besonders auffiel. Ein Selbstzeugnis von ihr fehlt bis jetzt leider. Die pfälzischen Geschichtsschreiber behandeln sie knapp und nur im Hinblick auf ihre Mitgift. Über die Heidelberger Zeit ist daher nur wenig bekannt.

Als Blanca etwa 15 Jahre alt war, erlitt sie eine Totgeburt, möglicherweise erholte sie sich davon gesundheitlich nicht mehr. Dennoch kam es zu einer weiteren Schwangerschaft, die sie aber nicht überlebte. Die Berichte über ihren Tod divergieren. Sicher ist, dass sie bei einer Reise im Elsass von Nasenbluten und Schwäche befallen wurde und, versehen mit den Sterbesakramenten, am 22. Mai 1409 in Hagenau starb. Sie hinterließ Sohn Ruprecht, gen. der Engländer, der aber seinen Vater nicht überlebte. Die Trauer war nach allen Zeugnissen groß.
Die feierliche Beisetzung erfolgte in der Stiftskirche zu Neustadt. Ludwig III., der eigentlich seine Dynastie sichern musste, wartete mit der nächsten Heirat acht Jahre – eine beachtlich lange Spanne.

Die Beziehungen zwischen England und der Pfalz blieben auch nach Blancas Tod eng und noch bei der Hochzeit Friedrichs V. von der Pfalz mit Elisabeth Stuart 1613 in Heidelberg wurde an die frühere englisch-pfälzische Verbindung erinnert.

Heinrich von England (Kg. 1399–1413) und der Wittelsbacher Ruprecht I. (deutscher König 1400–1410) waren beide durch ihre Machtübernahme umstritten. Für sie war die Ehe ihrer Kinder Blanca und Ludwig III. eine Verbindung zu einem regierenden Haus, die ihre Macht festigte.

Kommissare beider Seiten unterhandelten die Ehebedingungen, die eine reiche Mitgift Blancas umfassten, was Heinrichs IV. Kasse schwer belastete. Der Vertrag über die Heirat wurde am 9. Januar 1401 unterzeichnet. Die Eheschließung sollte an Ostern 1402 stattfinden. Dazu reiste Blanca nach Köln, wo Ludwig III. sie empfing.

Die Eheleute, die sich dort bei der Heirat erstmals sahen, fuhren nach Heidelberg, von wo Briefe Ruprechts I. und Ludwigs III. an Heinrich IV. die einhellige Begeisterung über Blanca bezeugten, deren Bescheidenheit besonders auffiel. Ein Selbstzeugnis von ihr fehlt bis jetzt leider. Die pfälzischen Geschichtsschreiber behandeln sie knapp und nur im Hinblick auf ihre Mitgift. Über die Heidelberger Zeit ist daher nur wenig bekannt.

Als Blanca etwa 15 Jahre alt war, erlitt sie eine Totgeburt, möglicherweise erholte sie sich davon gesundheitlich nicht mehr. Dennoch kam es zu einer weiteren Schwangerschaft, die sie aber nicht überlebte. Die Berichte über ihren Tod divergieren. Sicher ist, dass sie bei einer Reise im Elsass von Nasenbluten und Schwäche befallen wurde und, versehen mit den Sterbesakramenten, am 22. Mai 1409 in Hagenau starb. Sie hinterließ Sohn Ruprecht, gen. der Engländer, der aber seinen Vater nicht überlebte. Die Trauer war nach allen Zeugnissen groß. Die feierliche Beisetzung erfolgte in der Stiftskirche zu Neustadt. Ludwig III., der eigentlich seine Dynastie sichern musste, wartete mit der nächsten Heirat acht Jahre – eine beachtlich lange Spanne.

Die Beziehungen zwischen England und der Pfalz blieben auch nach Blancas Tod eng und noch bei der Hochzeit Friedrichs V. von der Pfalz mit Elisabeth Stuart 1613 in Heidelberg wurde an die frühere englisch-pfälzische Verbindung erinnert.

1927 wies die Archivarin Ulla Deibel nach, dass ein Prunkstück der bayerischen Schatzkammer in München, die sogenannte Krone Ruprechts, aus Blancas Mitgift stammt – ein Andenken an die junge Prinzessin, die 1402 für kurze Zeit in die Pfalz kam.


Jubiläumsausstellung »750 Jahre Stadtrechte«
Autor: Stadtarchiv