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Kurzportrait Isolde Opielka

Blitzlicht
  • Ist in Neustadt-Diedesfeld geboren, wo sie heute wieder wohnt, und hat ihr zweites festes Domizil in der Welt des Theaters gefunden
  • Entdeckte diese Welt 1985 durch Wolfgang Bachtler in der Theatergruppe des Neustadter Leibniz-Gymnasiums
  • Ist seit mehr als 25 Jahren in der Neustadter Schauspielgruppe tätig – als Darstellerin, Ideengeberin, Autorin, Regisseurin und Produktionsleiterin
  • Unterrichtet am Neustadter Leibniz-Gymnasium (neben Französisch und Spanisch) auch Darstellendes Spiel und ist Dozentin für dieses Fach am Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz in Speyer
  • Rückt anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 in der Eigenproduktion der Neustadter Schauspielgruppe „Waschtag bei Luthers“ die Frauen der Reformation ins Rampenlicht

Ihre Flexibilität und Spielfreude stellte sie in der Neustadter Schauspielgruppe bereits 1990 bei ihrem ersten Mitwirken in Shakespeares „Sommernachtstraum“ unter Beweis: Ursprünglich als eine der Elfen vorgesehen, sprang sie eine Woche vor der Premiere als Ersatz für die erkrankte „Hermia“ ein und bewältigte diese viel größere Rolle mit Bravour. Danach folgten Besetzungen in mehr als 20 Stücken, bei denen sie sich ein breites Spektrum von Charakteren erarbeitete – von der komischen, mit falsch benutzten Phrasen um sich werfenden Mrs. Malaprop in Sheridans Stück „Rivalen“ bis zur intellektuellen Inès in Sartres düsterem Kammerspiel „Geschlossene Gesellschaft“ oder zur Desdemona in Christine Brückners Monologwerk „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“. Es sind Darstellungen, die im Rückblick zu ihren Lieblingsrollen zählen, sagt sie.

„Der Monolog der Desdemona gab mir auch Impulse für die Monologe der historischen Persönlichkeiten in unserem aktuellen Stück ´Waschtag bei Luthers`“, erklärt Opielka. „Und das Darstellende Spiel inspirierte mich für die musikalisch-szenischen Lesungen, angefangen mit der Eigenproduktion ´Délices d´armour` im Jahr 2009, bei der meine gesangsbegabte Schwester Andrea den Part der französischen Chansons übernahm.“ 2011 folgten „Lebenslinien“ mit Prosatexten und Liedern der 1920er- bis 1990er-Jahre. Erneut war ihre Schwester für den Gesang zuständig, während sie für Idee, Regie und Spiel verantwortlich war, wie auch 2013 in der Eigenproduktion „Frauenlieb, Frauenlied, Frauenleid“.

Zum 50-jährigen Jubiläum der Neustadter Schauspielgruppe brillierten Christoph Keppler und Opielka mit selbst verfassten ironisch-süffisanten Texten über Liselotte von der Pfalz – der Rahmen für eine Auswahl ihrer Originalbriefe. Regie führte sie bei mehreren Stücken der Schauspielgruppe, etwa bei Arthur Schnitzlers „Reigen“ (2003) und Molières „Knallkopf“ (2011). Die Produktionsleitung übernahm sie 2013 bei „LSD – Lovely Summer Dreams“ und der Curt Goetz-Komödie „Das Haus in Montevideo“ (2014).

„Einer der Höhepunkte war für mich im selben Jahr unsere Gemeinschaftsproduktion ´Die Revue (Wir machen Musik – Davon geht die Welt nicht unter)`. Unter der musikalischen Leitung Bernd Gauderas kooperierten dabei zwölf Musiker der von ihm gegründeten und geleiteten Blue Note Big Band mit sechzehn Ensemblemitgliedern der Neustadter Schauspielgruppe, die singend, spielend und tanzend die Musik der 20er- und 30er-Jahre hochleben ließen.“ Opielka war dabei nicht nur als Darstellerin und Moderatorin auf der Bühne präsent, sondern auch für die Regie und die Gesamtleitung zuständig.

„Mehr und mehr interessierte mich das Darstellende Spiel, weg von der Annahme, der Text sei die wichtigste Grundlage der Rollenerarbeitung, hin zum gemeinsamen Erarbeiten der Rolle über Elemente wie Bewegung, Stimme etc.“, sagt sie. Und dieses Fach unterrichtet die promovierte Pädagogin auch am Leibniz-Gymnasium. Nach einer Weiterbildung zur „Theaterpädagogin mit Lehrplananbindung“ (2006-2008) ist sie seit 2011 auch Ausbilderin in der Weiterbildung zum Darstellenden Spiel am Pädagogischen Landesinstitut in Speyer.

Was ihr dabei besonders zusagt? „Gemeinschaftlich Ideen zu sammeln und zu entwickeln und sie dann dramaturgisch aufzubereiten.“ Genau das tat sie auch gemeinsam mit elf Schülerinnen des Leistungskurses Französisch der MSS 12 des Leibniz-Gymnasiums in Vorbereitung auf den internationalen Wettbewerb „Poésie dans ma ville – poésie dans ma vie“ in Neustadts Partnerstadt Mâcon. Seit 2010 wird er dort alle zwei Jahre in französischer Sprache ausgetragen. Für jede der sechs jungen teilnehmenden Gruppen – die Neustadter Gruppe war die einzige deutsche darunter – war ein Auftritt von höchstens 15 Minuten vorgesehen. Dabei sollte das vorgegebene Thema „Le temps“ („Die Zeit“) in Szene gesetzt werden, wobei neben selbst verfassten Texten auch mindestens ein bekanntes Gedicht in französischer Sprache die Grundlage darstellte. Unter fünftägiger Anleitung des französischen Schauspielers und Regisseurs Thomas Volatier und in zahlreichen Proben mit Isolde Opielka und ihrem Kollegen Christof Miszori sowie der Fremdsprachenassistentin Isabelle Vendoméle erarbeiteten die Schülerinnen eine so exzellente Darstellung, dass sie ihnen in Mâcon am 30. April 2016 den Siegerpreis einbrachte. In Neustadt wiederholten sie die Aufführung u.a. beim Jugendkreativfestival „Querfälltein“ im Mai 2016.

Mit dem Sammeln von Ideen begann auch die Erarbeitung des Stückes „Waschtag bei Luthers“ zum Reformationsjubiläum, das im Januar 2017 Premiere hat – eine Eigenproduktion in Zusammenarbeit mit der protestantischen Stiftskirchengemeinde Neustadt. Zum Inhalt: 1546 – Martin Luther ist gestorben, der Haushalt der Familie Luther steht Kopf. So treffen sich sechs Waschfrauen, die Katharina von Bora zur Seite stehen, zum außerordentlichen Waschtag, um Tisch- und Bettwäsche für die Gäste vorzubereiten. Neben der Arbeit bleibt auch Zeit für Klatsch und Tratsch über Luther, die Reformation und die erwarteten Gäste. In Doppelrollen spielen die sechs Darstellerinnen nicht nur die arbeitsamen, vertratschen Waschfrauen der Luthers, sondern auch historische Persönlichkeiten, die wichtige Positionen während der Reformation innehatten: als Ehefrauen der Reformatoren, als bibelkundige Frauen, aber auch als Fürstinnen, die sich für den neuen Glauben einsetzen.

In Opielkas Anmerkungen „Zur Entstehung des Stückes“ heißt es dazu: „Angefangen haben wir mit der Suche nach den historischen Frauen, mit denen wir uns beschäftigen würden. Hierbei war das Buch von Sonja Domröse Frauen der Reformation ein äußerst lesenswerter Ausgangspunkt für alle weiteren Recherchen, die uns an die Universitätsbibliotheken von Heidelberg und Wolfenbüttel sowie zu vielen Filmen, Dokumentationen und auch fiktiven Romanen über unsere Protagonistinnen und ihre Zeit führten. (…) Uns wurde schnell klar, dass wir ein zeitgenössisches Kolorit der Reformation gestalten wollten. Es war uns jedoch mindestens genau so wichtig zu unterhalten, und so haben wir uns entschieden, unseren Figuren in ihren Monologen zwar echte Zitate aus ihren Schriften in den Mund zu legen, den Anteil daran jedoch zu Gunsten einer fiktiven Gestaltung der Rollenfigur überschaubar zu halten.“ Auch hier ist Opielka nicht nur auf der Bühne zu sehen, sondern zeichnet für Konzept und Regie verantwortlich.

Text©Usch Kiausch