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10.12.2018

Geinsheimer Wasserprojekt beim Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ der Metropolregion Rhein-Neckar prämiert

Preisübergabe an Stadt und NABU Neustadt letzten Mittwoch in Mannheim

Die Stadt Neustadt an der Weinstraße und die Ortsgruppe Neustadt des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) sind einer von fünf Preisträgern im diesjährigen Wettbewerbs „Landschaft in Bewegung“ des Verbandes Region Rhein-Neckar (VRRN). NABU und Stadt hatten gemeinsam das Projekt „Wasserwege auf dem Speyerbach-Schwemmfächer“ in der Gemarkung Geinsheim eingereicht. Die Übergabe des Preisgeldes in Höhe von 10.000 € erfolgte bereits am Mittwoch letzter Woche im Rahmen des siebten „Regionalparkforums“ der Metropolregion im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim.

Der Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ ist ein Baustein des VRRN im Rahmen des Bundesprojektes „Regionale Landschaftsgestaltung“. Die Metropolregion ist dabei eine von fünf raumplanerischen Modellregionen in Deutschland. Das Regionalparkforum wiederum bietet als Teil des regionalen Entwicklungsprojekts „Regionalpark Rhein-Neckar“ eine Plattform für den Ideenaustausch zwischen Region, Kommunen und weiteren Akteuren zum Thema Landschaftswandel. Mit dem Wettbewerb prämiert der VRRN seit 2010 alle zwei Jahre vorbildliche Landschaftsprojekte von Kommunen. Das Preisgeld beträgt insgesamt 50.000 €. Eine Fachjury bewertet dabei sowohl die Kreativität, den regionalen Mehrwert als auch das partnerschaftliche Miteinander bei der Konzeption und Umsetzung.

Der Neustadter Wettbewerbsbeitrag „Wasserwege auf dem Speyerbach-Schwemmfächer“ fasst all diejenigen gewässerökologischen Entwicklungsmaßnahmen zusammen, die seit 2010 überwiegend auf städtischen Grundstücken und zumeist durch den NABU im Rahmen des NABU-Projektes „Lebensader Oberrhein“ umgesetzt worden sind. Geografisch nimmt das Projektgebiet die Feuchtwiesen, Erlensumpfwälder und Gewässer zwischen dem Speyerbach im Abschnitt Fronmühle-Aumühle und dem Geinsheimer Großwald auf einer Fläche von etwa 5 km2 ein. Projektpartner ist auch der Golfclub Pfalz mit seinem auf städtischen Grundstücken gelegenen 18-Loch-Golfplatz. Das Projektgebiet liegt zum großen Teil im Naturschutzgebiet „Lochbusch-Königswiesen“ und ist zudem als Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet und Vogelschutzgebiet im Rahmen des EU-weiten Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ ausgewiesen. Mit seinen Amphibien-, Vogel- und Insektenvorkommen, seiner artenreichen Flora und Vegetation und den großflächig geschützten Biotoptypen gilt es als überregional bedeutsamer Brennpunkt der Biodiversität im Oberrheingraben.

Hier wurden in den letzten acht Jahren rund 20 km alte Bachläufe und historische Grabensysteme im Wiesen- und Waldgelände reaktiviert. Ab der Fronmühle werden nun wieder bis zu jährlich 700.000 Kubikmeter Liter Speyerbach-Wasser in das Gebiet geleitet und gezielt in der Fläche verteilt. Das Wassermanagement wird teils elektronisch, teils manuell gesteuert. Dadurch werden die Artenvielfalt in den Feuchtwiesen und Feuchtwäldern gefördert, traditionelle Bewirtschaftungssysteme teilweise wieder hergestellt sowie historische Kulturlandschaft einerseits und naturnahe Wälder andererseits erhalten. Flankierend werden seit kurzem verbuschende Wiesen mit robusten Rinderrassen beweidet und so offen gehalten. Die zahlreichen Einzelmaßnahmen des prämierten Projektkomplexes binden sich in den Kontext über dreißigjähriger gewässerökologischer Aktivitäten von Stadt und Naturschutzverbänden auf dem Neustadter Teil des Speyerbach-Schwemmfächers ein. Nach Einschätzung der SGD Süd als oberer Wasserbehörde ist das Geinsheimer Projekt von den Wassermengen her das größte und von der gewässerökologischen Wirkung her das bedeutendste Naturschutz-Bewässerungsprojekt in Rheinland-Pfalz.

Von den 13 zum diesjährigen Wettbewerb eingereichten Projekten wurden neben dem Geinsheimer Projekt prämiert: „Natur- und Kulturlandschaftsentwicklung Hammer Aue“ in Groß-Rohrheim und „Renaturierung der Weschnitz“ in Einhausen (beide Hessen) sowie das „Rebhuhnschutzprojekt“ des Landschaftserhaltungsverbandes im Rhein-Neckar-Kreis und das „Grüne Band“ der Stadt Buchen im Odenwald (beide Baden-Württemberg).

Das Preisgeld wird die Umweltabteilung der Stadt in weitere gemeinsame Naturschutzprojekte mit dem NABU in der Gemarkung Geinsheim investieren, z. B. in die Teilreaktivierung historischer Wässerwiesen, in Maßnahmen zur Besucherinformation und zur weiteren Freistellung ehemaliger Wiesenbereiche durch Beweidung.