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Hambacher Schloß

Das Hambacher Schloß ist eine lebendige Stätte deutscher und europäischer Demokratiegeschichte. Ausgezeichnet mit dem „Europäischen Kulturerbe-Siegel“ steht es symbol- und beispielhaft für die europäische Einigung sowie für die Ideale und die Geschichte Europas und der Union. 

Die in beherrschender Lage auf einer Bergkuppe gelegene ehemalige Kästenburg war im Mittelalter eine der bedeutendsten Befestigungen des Stiftes Speyer und seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts bevorzugter Aufenthaltsort der Speyerer Bischöfe. Seit dem frühen 15. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Burg ab. Die zwischenzeitlich verlassene, aber wohl noch weitgehend intakte Burg wurde 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen geschleift und anschließend nur notdürftig wieder befestigt. Nach dem Wiener Kongress (1815) fiel die Ruine an das Königreich Bayern, welches die Burg für 625 Gulden an eine Gruppe von 16 wohlhabenden Bürgern versteigerte. In diesem Zusammenhang wurde auch der alte Name Kästenburg aufgegeben.

Die Ruine wurde in der Folgezeit mehrfach Schauplatz politischer Kundgebungen. Am 27. Mai 1832 versammelten sich hier 30.000 Menschen und feierten das Hambacher Fest. Deutsche, Franzosen und Polen, Männer und Frauen, Bürgerinnen und Bürger aus allen gesellschaftlichen Schichten zogen gemeinsam den Berg zur Schlossruine hinauf und steckten auf der höchsten Zinne des Schlosses die schwarz-rot-goldene Fahne auf, die heutige Nationalflagge Deutschlands. Sie setzten sich ein für Meinungs- und Pressefreiheit, Einheit, Freiheit und Demokratie in Deutschland und Europa.

1842 erhielt der bayerische Kronprinz Maximilian anlässlich seiner Hochzeit mit Prinzessin Marie von Preußen das Schloss als Geschenk, das ab diesem Zeitpunkt „Maxburg“ genannt wurde. Der Plan, das Schloss zu einem "pfälzischen Hohenschwangau" ausbauen zu lassen scheiterte sowohl an den zu hohen Kosten als auch an der Revolution von 1848/49.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Hambacher Schloß eine Ruine. Der erste Ausbau fand in den 1960er Jahren statt. Erstmals präsentierte man 1982 anlässlich der 150-Jahr-Feier des Hambacher Festes eine renovierte und wieder nutzbare Schlossanlage sowie eine Ausstellung zur Geschichte des Hambacher Festes.

Im Jahr 2002 gründete das Land Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Landkreis Bad Dürkheim, dem Bezirksverband der Pfalz und der Stadt Neustadt an der Weinstraße die „Stiftung Hambacher Schloß“ mit dem Ziel, das Hambacher Schloß als bedeutende historische Stätte für die Entwicklung Deutschlands zur Demokratie und zur europäischen Zusammenarbeit zu erhalten und zu pflegen. Gefördert wird die Stiftung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Nach umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen ab 2006 wurden das Hambacher Schloß sowie die aktuelle Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ im November 2008 wieder eröffnet.

Die Erneuerung des Zugangsbereichs unmittelbar am Schloss, der Bau eines neuen Restaurantgebäudes, das im April 2011 eröffnet wurde, der Bau des neuen Besucherhauses und die Fertigstellung des Schlossparks im Jahr 2015 ergänzen das historische Gebäudeensemble.

Bei allen Um- und Weiterbauten wurde und wird stets die Barrierefreiheit berücksichtigt.

Heute ist das Hambacher Schloß eines der attraktivsten touristischen Ziele in Rheinland-Pfalz. Es bietet ein vielfältiges Kultur- und Bildungsprogramm für Jung und Alt. Der Bogen spannt sich dabei von der politischen Diskussion bis zum klassischen Konzert, von der Schauspielinszenierung über das politische Kabarett bis hin zum Kindertheater.

Im Schloss wartet die spannende Ausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss“ darauf, erkundet zu werden. Der Ausstellungsrundgang präsentiert anhand fünf spannender Themeninseln einen Überblick der Entwicklung der Demokratie bis in die Gegenwart:

  • Europa in Unruhe – Auf dem Weg zum Hambacher Fest
  • Schwarz-Rot-Gold – Symbol für Einheit und Freiheit
  • Meinungsfreiheit und Zensur – Der Kampf der Presse- und Redefreiheit
  • Revolution, Parlament, Verfassung – Von Hambach nach Frankfurt
  • Grundrechte, Freiheit, Völkerfrieden – Der lange Weg zur Demokratie und nach Europa

Zahlreiche Medien- und Aktivstationen bieten die Möglichkeit, Geschichte zu begreifen, zu erfahren und zu erleben.

Im Bereich der Kulturvermittlung gibt es Führungen und Workshops mit unterschiedlichsten Themenschwerpunkten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Das Restaurant 1832 bietet für jeden Geschmack das Richtige – ob typisch pfälzisch und deftig oder leicht und kreativ.

 Auch private Feierlichkeiten, Tagungen oder Hochzeitsbankette werden im Hambacher Schloß zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die außergewöhnlichen Räume innerhalb der historischen Mauern bieten eine einzigartige Atmosphäre.

Mehr Informationen zu dieser historischen Stätte finden Sie unter:
http://www.hambacher-schloss.de/

Das Hambacher Fest

Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt in der Pfalz wehte, gilt das Hambacher Schloß als Wiege der deutschen

Demokratie und zählt wie auch die Paulskirche in Frankfurt und der Reichstag in Berlin zu den bedeutendsten Orten der deutschen Demokratiegeschichte. Am Hambacher Fest 1832 nahmen 30.000 Menschen teil, machten sich mit wehenden Fahnen auf den Weg hinauf zum Schloss, um dort ihre Forderungen nach Einheit und Freiheit, nach einem demokratischen, vereinigten Deutschland auszurufen.

Vorgeschichte:

Nach dem Sturz Napoleons kam es zur Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress 1814/1815. Die politischen Prinzipien des Kongresses waren die Wiederherstellung der vorrevolutionären Zustände in Europa und die Abwehr revolutionärer Bewegungen.

In Folge der Ermordung des Dichters August von Kotzebue durch den Studenten und Burschenschaftler Karl Sand führten die Karlsbader Beschlüsse 1819 zur weiteren Einschränkung persönlicher Freiheiten: Universitäten und das öffentliche Leben wurden überwacht, Burschenschaften verboten und die Pressezensur verschärft.

Im Vorfeld des Hambacher Festes gab es Freiheitsbewegungen in ganz Europa, welche das europäische Staatensystem des Wiener Kongresses erschütterten. Der entscheidende Impuls ging von Frankreich aus – die Julirevolution 1830 war Auslöser für zahlreiche Unruhen. In Brüssel gab es Aufstände, die sich zum nationalen Unabhängigkeitskampf ausweiteten, in Polen lehnte sich die Bevölkerung gegen die russische Herrschaft auf. Das Hambacher Fest 1832 war direkte Folge der von der französischen Julirevolution ausgelösten Aufstandswelle, die auch zahlreiche Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes erschütterte.

Der Journalist Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer formulierte die Einladung zum Hambacher Fest und erstmals waren auch Frauen aufgerufen, nicht nur „Schmuck" zu sein, sondern am Fest teilzunehmen und zu protestieren.

Dem Aufruf Siebenpfeiffers folgten am 27. Mai 1832 viele tausende Menschen aus Deutschland, Frankreich und Polen. Dies war die bis dato größte Veranstaltung, auf der liberale und demokratische Forderungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden. Neben den Forderungen nach Einheit und Freiheit und der erstmals geforderten politischen Partizipation von Frauen wurde die Forderung nach einem „conföderierten republikanischen Europa“ ausgerufen. Der Schlossberg war voller hoffnungsvoller Menschen, die – gleich aus welcher sozialen Schicht oder aus welchem Land - miteinander feierten, sangen, aßen und tranken.

Zahlreiche schwarz-rot-goldene Fahnen, Kokarden und Schärpen prägten das Bild des Hambacher Festes. Auf dem Turm des Schlosses wurde die „Urmutter“ unserer heutigen deutschen Nationalflagge als Zeichen für Einheit und Freiheit gehisst. Diese ist auch heute noch in der Ausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss“ zu bewundern.

Bemerkenswert ist das friedfertige und standesübergreifende Verhalten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Festredner bekannten mehrheitlich ihre Solidarität mit anderen Völkern, die ebenfalls für ihre Freiheit kämpften und machten ihre Verbundenheit mit den europäischen Nachbarn deutlich.

Diese Demonstration für Freiheit und Einheit gilt als Meilenstein auf dem Weg zur Einheit Deutschlands und Europas und so wurde das Hambacher Schloß im Jahr 2015 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet und steht symbol- und beispielhaft für die europäische Einigung sowie für die Ideale und die Geschichte Europas und der Union.