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Kurzportrait Michael Landgraf

Blitzlicht
  • lebt und arbeitet als Theologe, Fortbildungsdozent und Schriftsteller in Neustadt an der Weinstraße
  • publiziert Schulbücher, Sachbücher, Kinderbücher, Pfalzliteratur und Belletristik
  • ist seit 2014 Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller, Landesverband Rheinland-Pfalz
  • leitet seit 1999 das Religionspädagogische Zentrum und seit 2003 das Pfälzische Bibelmuseum in Neustadt/W.
  • schlüpft bei Themenführungen und Vortragsprogrammen in unterschiedliche Rollen

Fast noch druckfrisch: Michael Landgrafs neuer historischer Roman „Der Protestant“ – rechtzeitig erschienen zum Reformationsjubiläum 2017. Denn vor 500 Jahren veröffentlichte Luther jene berühmten 95 Thesen, die eine grundlegende Reform der Kirche forderten und einleiteten. Doch nicht Luther ist die Hauptfigur in diesem Roman, sondern der fiktive Protagonist Jakob Ziegler, geboren 1500 in Neustadt an der Weinstraße. Der Sohn eines Weinhändlers erlebt den Vorabend der Reformation, macht Karriere als Jurist, wird unfreiwillig zum Spitzel des Kurfürsten, begegnet den Großen seiner Zeit, gerät zwischen die politischen und kirchlichen Lager und muss schwerwiegende persönliche Entscheidungen treffen. Ergänzt durch eine bittersüße Liebesgeschichte, liest sich das alles so spannend wie ein Krimi und vermittelt zugleich exakt recherchierte Historie. „Bewusst steht hier nicht der religiöse Aspekt im Vordergrund, sondern all das, was die Menschen damals so umtrieb“, erklärt der Autor. „Und das beinhaltet etwa die soziale Lage der Bauern, die Standesunterschiede, die Machtgier des niederen Adels, die Frage der Bildung und den Umbruch der ganzen Gesellschaft.“ Lesungen sind in Neustadt am 4. Februar 2017 in der Stiftskirche und am 12. Mai 2017 in der Stadtbücherei vorgesehen. Schon jetzt wird Landgraf mit Leseanfragen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum überhäuft.

Mehr als 70 Bücher hat Landgraf, 1961 in Ludwigshafen geboren, in den vergangenen 20 Jahren in hohen Auflagen veröffentlicht und zählt damit wohl zu den am meisten gelesenen Autoren der Pfalz. Eine seiner Kinderbibeln wurde in 18 Sprachen übersetzt. Mit seinen Jugendromanen, darunter „Felix zieht in den Krieg“ (2014), war und ist er oft in Schulen zu Gast, mit der „Bibel uff Pälzisch“ und dem „Kärchejohr“ in vielen Gemeinden unterwegs. Bei (eher kabarettistischen) Lesungen seiner Bücher „Pfälzisch“ und „Elwetritsche“ schlüpft er in die Rolle des „Professors für Palatinologie und Tritschologie“. Darüber hinaus schreibt er auch Lieder. „Habe Mut“ heißt das jüngst auf Audio-CD erschienene „Reformationsmusical“, das er in Zusammenarbeit mit dem aktuellen Deutschen Rock-und Pop-Preisträger im Bereich Kinderalben, Reinhard Horn, produziert hat.

Und wann und wie hat es mit all dieser Kreativität und Produktivität angefangen? „Schon während der Schulzeit – bei der Schülerzeitung und als Straßenmusiker in Mannheim“, berichtet Landgraf. „Im Studium war ich dann freier Mitarbeiter einer Tageszeitung in Heidelberg, und mit dem Bücherschreiben begann es dann in den 1990er-Jahren“.

Zumindest zwei vorherrschende Motive ziehen sich wie rote Fäden durch Landgrafs komplexe Biografie als Kulturschaffender: „Zum Lesen verführen“, und „Brücken in andere Welten schlagen“, so seine Selbstauskunft. Den Neustadtern ist er nicht zuletzt als Mitinitiator und Moderator der „Pfälzer Buchmessen“ 2010 und 2013 im Klemmhof und im Saalbau bekannt – wie auch durch seine Stadtführungen und Programme, bei denen er in historische Rollen schlüpft, etwa in die des Reformators Zacharias Ursinus, der 1578 am Casimirianum lehrte und 1583 in Neustadt starb. Im September 2016 hatte sein jüngstes Programm „Der Druckermeister erzählt“ im Neustadter Bibelmuseum Premiere. Bekanntlich spielte der Buchdruck eine nicht unerhebliche Rolle bei der Verbreitung reformatorischer Ideen. In der Rolle eines Druckermeisters erläutert Landgraf nicht nur historische Drucktechniken, sondern auch das Zeitgeschehen und das alltägliche Leben in den Tagen der Reformation.

Wie schafft es der Theologe, Dozent und Schriftsteller die verschiedenen haupt- und nebenberuflichen Lebensrollen zeitlich und organisatorisch unter einen Hut zu bringen?

„Ich arbeite sehr vernetzt“, erklärt Landgraf. „Das heißt, dass ich Themen meiner Romane in die Fortbildungsarbeit für Lehrer einfließen lasse, die ich hauptberuflich mache.“ Eine stärkere Vernetzung, in diesem Fall von Autorinnen und Autoren, strebt er auch als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes Rheinland-Pfalz an: „Literaten sind Einzelkämpfer am Schreibtisch, die Foren brauchen, um ihre Kunst zu präsentieren. Daher organisieren wir als Verband Rheinland-Pfälzische Literaturtage.“ Darüber hinaus möchte Landgraf aber auch in der Region neue Foren und Formen literarischer und künstlerischer Zusammenarbeit etablieren. Der ideenreiche „Reformator“ denkt auch in diesem Bereich schon über künftige Projekte nach.

Weitere Infos: www.michael-landgraf.de

Text©Usch Kiausch